Kirchengemeinden hören potenziellen Besuchern in den Sozialen Medien NICHT zu.

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Seit einigen Jahren beobachte ich, wie Kirchengemeinden die verschiedenen Möglichkeiten des Internets wie Webseiten, Newsletter, Social Media Accounts, Online-Anzeigen, Videokanäle, Online-Streaming, Podcasts, E-Books und vieles andere nutzen, um mit ihren Mitgliedern in Kontakt zu bleiben und neue Besucher und potenzielle Mitglieder zu gewinnen.
Einige Gemeinden machen dies sehr gut, sogar auf einer solchen professionellen Ebene, dass selbst Unternehmen eifersüchtig werden könnten, und andere Gemeinden nutzen es überhaupt nicht. Aber die meisten Gemeinden haben zumindest eine einfache einseitige Website oder eine Facebook-Fanseite, auf der Besucher die Kirchenadresse finden können.

Ich weiß nicht, wo sich Ihre Kirche in diesem Spektrum befindet, aber wenn Sie das lesen, sind Sie sicherlich ein wenig an dem Thema „Kommunikation für Kirchengemeinden“ interessiert… so auch ich! Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, ein Experiment durchzuführen und meine Ergebnisse waren sehr überraschend!

Methode

Ich habe nach dem Zufallsprinzip 23 Kirchen (Frei- und Landeskirchen) ausgewählt, die sich in Städten mit mehr als 30.000 Einwohnern in Deutschland befinden und deren offizielle Twitter- oder Instagram-Konten auf ihren Webseiten verlinkt sind. Alle Accounts sollten in den letzten 45 Tagen mindestens 3 Beiträge haben, um als „aktiv“ betrachtet zu werden. Einige Kirchen hatten nur einen Twitter-Account, andere hatten nur einen Instagram-Account und einige hatten Accounts in beiden Plattformen, in diesem Fall wählte ich die Plattform, auf der die Kirche am aktivsten war. Ich googelte im Grunde genommen z.B. „Kirche Berlin“ und besuchte die Webseiten der Kirchen auf der ersten Seite, sah, ob sie die Kriterien erfüllten und fügte sie der Recherche hinzu und führte den Prozess dann erneut durch, suchte bei Google nach einer weiteren „Kirche + Städtenamen“.

Eine erste Nachricht wurde an einem Donnerstagnachmittag mit der Bitte gesendet: „Hi @ChurchName, um wie viel Uhr ist der Gottesdienst an diesem Sonntag?“
Eine zweite Nachricht wurde zwei Wochen später an einem Freitagnachmittag gesendet: „Hallo @ChurchName, haben Sie dieses Wochenende einen Kindergottesdienst? Grüße.“
Theoretisch hätten die Kirchen genügend Zeit, bis Sonntag zu antworten.

Ergebnisse

  • Von allen 46 gesendeten Nachrichten wurden nur 14 von 8 verschiedenen Gemeinden beantwortet.
  • Die erste Nachricht wurde nur von 6 Kirchen beantwortet, was bedeutet, dass 73,9% der Kirchen nicht geantwortet haben (17 von 23).🤯
  • Die zweite Nachricht wurde von 8 Kirchen beantwortet.
  • Nur 6 Kirchen antworteten auf beide Nachrichten.
  • 3 Kirchen beantworteten beide Nachrichten innerhalb von 3 Stunden.
  • Eine Kirchengemeinde beantwortete beide Nachrichten innerhalb von 35 Minuten! 😎
  • Die durchschnittliche Antwortzeit auf eine Nachricht betrug 8,5 Stunden.
  • Eine Kirche antwortete erst 11 Tage später auf die Nachricht. 😅
  • Eine Kirchengemeinde hatte beide Nachrichten gelesen und sie beide ignoriert, während sie immer wieder neue Posts veröffentlichte… 🤷🏼

Kommentar

Dies war ein einfacher Test mit einem kleinen Teil der Kirchengemeinden und ich hatte auch nicht erwartet, eine 80%ige Rücklaufquote zu erhalten, aber ich muss sagen, dass ich doch sehr schockiert war über den Mangel an Rücklauf, vor allem, weil die Accounts weiterhin aktiv waren und viele Kirchengemeinden während der Zeit, in der dieser Test stattfand, neue Inhalte, Bilder von Sonntagsgottesdiensten, Veranstaltungsankündigungen (einschließlich spezieller Ostergottesdienste) veröffentlicht haben. 
Das bedeutet, dass viele Kirchen etwas online posten (oder „sagen“), aber nicht zuhören („lesen und antworten“), um potenzielle Kirchenbesucher und mögliche zukünftige Mitglieder zu erreichen. Ich glaube, dass Kirchen einen besseren Job machen können, um sich mit Menschen online in Verbindung zu setzen!

Ich möchte auch einige gute Beispiele hervorheben, auf die ich in diesen Wochen gestoßen bin.
@resetchurch_germany ist ein gutes Beispiel für eine kurze und freundliche Nachricht mit einer klaren Antwort, sie hat sogar ein „Wir freuen uns auf dich“ hinzugefügt. Auf diese Weise sind die Chancen auf einen guten Erstkontakt mit dem Besucher gestiegen.

Ein weiteres gutes Beispiel war die Antwort der @alivechurch, wo ich sehr klare Hinweise erhalten habe, wo ich mit den Kindern hingehen kann und nach wem ich Ausschau halten soll, das Ganze in sehr freundlichem Ton und einem „Bis Sonntag“. Es signalisiert dem Besucher: „Komm, wir sind bereit für Dich und Deine Familie!“.

Last but not least erhielt ich die Antwort dieser Kirchengemeinde, die anonym bleiben wollte, wo ich ebenfalls klare Informationen erhielt, und die versuchte, eine Verbindung herzustellen, indem sie mir sagte, dass ich auch gerne einen Kaffee bekomme, wenn ich früher dort ankomme! Eine klare und einladende Geste, mehr Zeit zu verbringen und neue Leute kennenzulernen.

Ideen und Verbesserungsvorschläge 

Ich möchte diesen Artikel damit schließen, indem ich Ihnen einige Ideen mitgebe, die Sie gerne in Ihrem Kommunikationsteam teilen können:

Interaktion: Ihr Ziel in den sozialen Medien sollte es sein, eine persönliche Interaktion mit Ihren Followern und Besuchern zu schaffen. Beantworten und reagieren Sie auf alle Online-Aktivitäten und Kommentare. Wenn jemand mit einem interagiert und man ihn einfach ignoriert, dann entspricht das der Aussage “ Du bist mir egal “ und dann boom, entsteht ein erster schlechter Eindruck. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie das nicht wollen. 
Warum sollte man ein Social Media Konto haben, wenn man den anfragenden Personen nicht antwortet? 🤔

Handlungsaufforderung: Geben Sie Erstbesuchern, die mehr über Ihre Kirche erfahren möchten, weitergehende Informationen an die Hand, z.B. „Wir würden uns freuen, Sie zu treffen, die Person X wird Sie an unserem Infostand begrüßen, übrigens haben wir den besten Kaffee der Stadt und Sie sind herzlich eingeladen…😊“.

Seien Sie freundlich: Verwenden Sie ein paar Emojis, seien Sie nett und aufgeschlossen gegenüber dem potenziellen Besucher. Das verdeutlicht: „Wir freuen uns darauf, Dich bei uns zu haben, Du bist in dieser Kirche willkommen!“

Ausgewogenheit des Inhalts: Ich habe viele Kirchen gesehen, die viele Veranstaltungsankündigungen veröffentlicht haben, aber nicht so viele Informationen darüber, was die Besucher der Kirchengemeinde erwartet. Damit meine ich, Bilder zu verwenden, die zeigen, wie Ihre Kirche aussieht, Ihre Teams von Freiwilligen, Ihre Mitarbeiter, Ihre verschiedenen Dienste. Erzählen Sie Geschichten von Menschen, die sich dank des Glaubens verändert haben, zeigen Sie, was die Teams die ganze Woche über machen, die Treffen der Kleingruppen oder Hauskreise und andere Aktivitäten, die außerhalb des Kirchengebäudes stattfinden können.

Nutzen Sie alle Möglichkeiten, die Soziale Medien Ihnen bieten, um neue Menschen zu erreichen und mit potenziellen neuen Besuchern in Kontakt zu treten!
Soweit für heute! Bis zum nächsten Mal!